Die 5-Schritt-Lese-Methode

Textverständnis umfasst weit mehr als nur das flüssige Lesen von Wörtern und Sätzen. Vielmehr geht es darum, den Sinn des Textes zu erfassen. Der Text muss verstanden werden, um damit aufgabenbezogen arbeiten zu können.

Dieses sogenannte sinnentnehmende Lesen, also das Textverständnis, ist Grundlage für das Arbeiten mit Sachtexten und das Lösen von Aufgabenstellungen in vielen Unterrichtsfächern.

Textverständnis zu trainieren beziehungsweise zu erlernen, ist anstrengend und zeitintensiv. Besonders in den unteren oder mittleren Klassenstufen ist es für Schülerinnen und Schüler schwer, problembezogene Texte zu erfassen und die wesentlichen Inhalte zu entnehmen. Es fehlt nicht nur an Übung, sondern vor allem an zweckmässiger und durchdachter Arbeitstechnik.

Das Schreiblesezentrum der Universität Münster definiert Textverständnis als das aktive, zielgerichtete und reflektierte Erfassen und Verarbeiten von Informationen, welches die  grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten zum sinnerfassenden Lesen beinhaltet und aus mehreren flexiblen und kontextabhängigen Teilprozessen wie dem automatisierten Erkennen von Wörtern, dem flüssigen Lesen von Sätzen und Texten und dem Herstellen von Sinnzusammenhängen besteht. [vgl. https://www.uni-muenster.de/Schreiblesezentrum/Forschung/leseschulenrw/inhalte/textverstaendnis.html, Stand 22.02.2018]

Die 5-Schritt-Lese-Methode (nach H. Klippert 1994) ist ein allgemein anerkanntes Verfahren, mit langen und komplexen Texten zu arbeiten.

Aus der ursprünglichen Reinform

Schritt 1: Überfliegen!
Schritt 2: Stelle Fragen!
Schritt 3: Lies gründlich!
Schritt 4: Fasse Wichtiges zusammen!
Schritt 5: Wiederhole in eigenen Worten!

haben sich über die Jahre verschiedene praxisorientierte Varianten herausgebildet.

Der folgende Beitrag stellte eine dieser Varianten etwas genauer vor und soll dabei unterstützen, schwierige Texte leichter zu verstehen.

Die 5-Schritt-Lese-Method

1. Scannen und Überblick verschaffen

Im ersten Schritt sollte sich über den Text ein grober Überblick verschafft werden. Worum geht es eigentlich? Diese Frage muss im ersten Schritt beantwortet werden. Wichtige Hinweise dazu geben insbesondere Titel (Hauptüberschrift) und die Zwischenüberschriften oder Gliederungspunkte. Aber auch hervorgehobene Textpassagen, Sätze oder Wörter und Bilder geben hier gute Anhaltspunkte.

2. Fragen stellen

Bereits bei diesem Schritt sollte darüber nachgedacht werden, welche „Frage“ der Autor beantworten will.

3.1. Gründliches Lesen

Im zweiten Schritt wird der Text sehr genau gelesen. Unbekannte Wörter sollten gekennzeichnet, nachgeschlagen und mit Randnotizen versehen werden. Nicht verständliche Sätze oder Abschnitte sind mit einem Fragezeichen zu versehen, um auf diese zu einem späteren Zeitpunkt schneller zurückkommen zu können.

Ist der gesamte Text zu Ende gelesen, sind nicht verständliche Sätze oder Abschnitte erneut zu erschließen. Hilfestellungen können hierbei sein:

  • Umstellen oder Aufteilen von Sätzen
  • Finden von Synonymen für „schwierige“ Wörter im Internet oder in Textverarbeitungsprogrammen auf dem Computer

3.2. Markieren

Im dritten Schritt werden wichtige Textpassen, Kernaussagen und Schlüsselbegriffe gekennzeichnet. Bei geübten beziehungsweise fortgeschrittenen Lesern können die Schritte zwei und drei zusammengeführt werden.

Weitere Hinweise zum richtigen Markieren und Hervorheben können dem Gliederungspunkt 2 (siehe unten) entnommen werden.

4. Gliederung

Im vierten Schritt wird der Text in inhaltliche Abschnitte gegliedert und diese in Stichpunkten zusammengefasst. Für jeden Abschnitt ist eine Überschrift zu formulieren, die den Inhalt des Abschnittes kurz und bündig widerspiegelt.

5. Formulierung

Im fünften und letzten Schritt werden die Hauptaussagen formuliert und herausgeschrieben. Hierbei ist auf die Wortwahl zu achten. Die Hauptaussagen sind mit den Worten des Lesers zu formulieren. Wer die Hauptaussagen mit eigenen Worten wiedergeben kann, hat deren Inhalt verstanden.

Richtiges Markieren und Hervorheben 

Häufig geben Lehrer und Lehrerinnen Hinweise, wie innerhalb von Texten markiert oder hervorgehoben werden soll. Diese Erfahrungen der Lehrkräfte sollten auf jeden Fall mit berücksichtigt werden.

Grundsätzlich kann sich jedoch jede Schülerin und jeder Schüler ein eigenes persönliches Markierungssystem erstellen und einüben. Wichtig ist hierbei, dass dieses System konsequent angewendet wird, um den Wiedererkennungseffekt zu nutzen.

Vorteile des Markierens und Hervorhebens sind:

  • Verkürzen des Inhaltes auf das Wesentliche
  • Bessere Übersichtlichkeit
  • Darstellen von Zusammenhängen
  • Einfacheres Zurechtfinden

Zum Arbeiten im Text benötigt man Bleistift, Radiergummi, verschiedene Textmarker und Fineliner. Dieses Arbeitsmaterial sollte vor Beginn des Arbeitens mit dem Text vollständig und geordnet am Arbeitsplatz liegen.

Als Vorschlag eines Markierungssystems kann nachfolgendes Beispiel dienen:

Randkommentare und Randhinweise mit Bleistift

  • B = Beispiel
  • D = Definition
  • ? = fragwürdig oder noch abzuklären
  • A1 = wichtiges Argument (fortlaufend Nummer 1)
  • Th = These
  • vgl. S.(A.) = Bezug auf andere Sinnabschnitte
  • Q = Quellenhinweis auf Informationen außerhalb des Textes

Markierungen im Text

Textmarker für einzelne Wörter oder Satzteile

  • ROT = Sehr wichtig, Hauptpunkt, Schlüsselwort
  • GELB = Hauptpunkt, weniger wichtig im Vergleich zu rot
  • GRÜN = Beispiel, Konversationen, Erläuterung
  • BLAU = Formel, Methode, Regel

Unterstreichung für Sätze oder Abschnitte

  • ROT = Lehrerstift, also nicht nutzen
  • Schwarz (Bleistift) = Sätze, mit Bezug auf die Randnotiz
  • Blau = Stilistische Mittel

Auch das Markieren und Hervorheben musst geübt werden. Hierbei kommt es darauf an, nicht zu viel, also wirklich nur das zum Verstehen des Textes Notwendige, hervorzuheben. Schüler und Schülerinnen neigen anfangs dazu, fast alles zu markieren, um ja nichts zu vergessen.

Ein weiterer Hinweis. Das Markierungssystem muss sich auch im Umfang entwickeln und altersgerecht sein. Für weniger erfahrene oder jüngere Schülerinnen und Schüler sollte mit einem Minimum an Farben und Randhinweisen begonnen werden.

Häufige Fehler beim verstehenden Lesen

  • Lesen unter Zeitdruck

Wer unter Zeitdruck liest und sich nicht ausreichend Zeit für die einzelnen Schritte nimmt, hat beim anschließenden Arbeiten mit dem Text oft Schwierigkeiten, Aufgabenstellungen zu beantworten. Das „Nachlesen“ oder „Nacharbeiten“ kostet noch mehr Zeit und frustriert.

  • Lesen ohne Ruhe

Zum Lesen braucht man Ruhe. Textverarbeitendes Lesen benötigt ausreichend Konzentration. Ablenkungen durch Mobiltelefon, Fernseher oder Computer binden unnötig geistige Ressourcen.

  • Lesen ohne Gesamtüberblick

Vor dem eigentlichen Lesen sollte man sich über den Text und die Fragen oder Aufgaben einen groben Überblick verschaffen. (Art des Textes, Umfang, wie viele Aufgaben und Fragen zum Text)

  • Lesen ohne Ziel oder Fragestellung

Sind Fragen oder Aufgaben zum Text vorgegeben, sollten die zuerst gründlich gelesen werden. Das Gehirn strukturiert und verarbeitet die gelesenen Informationen anders (zielgerichteter), wenn vorab bekannt ist, welches Ziel das Lesen verfolgt.

  • Beim Scannen schnell und beim Lesen langsam

Beim Scannen geht es nur um grobe Sinnerfassung, also um das Überfliegen oder das schnelle Lesen. Wer bei diesem Schritt jedes Wort ruhig und sinnerfassend liest, verliert wertvolle Zeit.

Beim Lesen geht es um das „Durcharbeiten“ des Testes. Hier sollte sich ausreichend Zeit genommen und wirklich gründlich gelesen werden. Wer hier schludert, arbeitet häufig sehr zeitintensiv nach.

Fazit 

So einfach geht´s! Textverständnis ist reine Übungssache!
Am Anfang geht es nur darum, die Technik bei den einzelnen Schritten zu beherrschen. Wer aber regelmäßig übt und sich an die vorgegebenen Schritte hält, bekommt leicht Routine, wird schneller und fachlich besser beim Lösen von Fragestellungen.

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NachhilfeLehrerin Winterthur | Seuzacherstrasse 74, 8400 Winterthur, Schweiz
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136 Rezensionen
Profilbild von Simon Zeiser
vor 3 Wochen
Ich fand die Nachhilfe bei Frau Hug sehr hilfreich, um mich auf Prüfungen vorzubereiten und den Stoff besser zu verstehen. Besonders ihre Art, Dinge zu erklären, hat mir sehr geholfen. Bei Frau Hug kann man jederzeit nach Zusatzmaterialien oder Beispielprüfungen fragen, was für mich eine grosse Unterstützung war. Ich finde, die Nachhilfe ist nicht nur sinnvoll, wenn man Schwierigkeiten in der Schule hat, sondern auch ein guter Ort, um vorzuarbeiten und Themen noch besser zu verstehen.
Lilith Eigl
Profilbild von Simon Zeiser
vor einem Monat
Frau Hug ist eine sehr gute und geduldige Lehrerin. Sie erklärt klar, unterstützt individuell und motiviert. Ich empfehle ihre Nachhilfe jedem, der bessere Noten und mehr Sicherheit will.
Lara Silva
Profilbild von Simon Zeiser
vor einem Monat
Frau Hug ist eine besondere Fachkraft. Sie hat meinen Sohn lange begleitet – von der 5. Klasse in der Primarschule bis zur 3. Klasse in der Sekundarschule.
Dank ihrer Hilfe konnte er Mathematik besser verstehen. So hat er gute Noten bekommen und einen Platz in einer technischen Lehre erhalten. Aber Frau Hug hat nicht nur beim Lernen geholfen.
Auch in schwierigen Zeiten war sie für meinen Sohn da.
Sie hat ihm Mut gemacht und ihn motiviert, weiterzulernen. Ich als Mutter habe mich während dieser Zeit gut unterstützt und verstanden gefühlt.
Frau Hug war eine sehr wichtige Begleiterin auf dem Schulweg meines Sohnes.
Ohne sie wäre dieser Weg viel schwieriger gewesen.
Rita de Cassia Bucher Soares
Profilbild von Simon Zeiser
vor 3 Monaten
Ich habe in der Nachhilfe echt viel gelernt und mich richtig verbessert. Frau Hug erklärt alles total gut und beantwortet die Fragen so, dass man es wirklich versteht. Dadurch konnte ich auch in der Schule besser mitkommen und habe in dem Fach viel mehr Sicherheit bekommen. Ich finde es toll, wie sie sich Mühe gibt und einem hilft, wenn man etwas nicht versteht. Ich würde die Nachhilfe auf jeden Fall anderen Kindern und Jugendlichen empfehlen, die in einem Fach Probleme haben. Es hilft echt weiter und macht sogar ein bisschen Spass!
Mattia Iff
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vor 3 Monaten
Wir waren mit der Nachhilfe bei Frau Hug sehr zufrieden. Besonders in den Fächern Deutsch und Mathematik hat sie meinen Sohn einfühlsam und gezielt unterstützt. Sie erklärt geduldig und verständlich, geht individuell auf seine Bedürfnisse ein und schafft eine angenehme, vertrauensvolle Lernatmosphäre. Mein Sohn konnte sich fachlich deutlich verbessern und hat auch an Selbstvertrauen gewonnen. Wir sind sehr dankbar für die tolle Begleitung und können Frau Hug von Herzen weiterempfehlen.
Medine Mustafai