Als Nachhilfelehrerin und Primarlehrerin begegne ich immer wieder Kindern, „die es nicht so mit dem Lesen haben“. Die Themen und Ursachen sind vielfältig:
- Lesemotivation: Die Kinder erkennen weder einen Sinn, Zweck noch bereitet ihnen das Lesen Freude.
- Lesetechnik: Lesen ist anstrengend. Eine bessere Lesefertigkeit und höheres Lesetempo würden die Lesetechnik optimieren und mehr Leichtigkeit könnte einkehren.
- Fehlender Wortschatz und Grammatik: Wenn beispielsweise die Präteritumsformen unbekannt sind, kann ein Text nur in der Präsensform verstanden werden. Die Welt der Märchen bleibt verborgen... z.B. backen (Präsens), buk (Präteritum), gebacken (Perfekt).
- Kein Zugang zu spannenden Büchern, keine Bibliothekskarte
- Schlechte Erfahrungen > Klassenkameraden lesen schneller, verstehen Texte besser. > Lesen wird zum täglichen Frusterlebnis
- Keine Zeitgefässe, da „zu wenig Zeit“
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Aus Erfahrung als langjährige Primarlehrerin weiss ich: Lesestarke Kinder gelingt Schulerfolg in den meisten Fächern leichter. Sie sind in diversen Schulfächern im Vorteil: im Deutschunterricht, in den Fremdsprachenfächern, in Mensch & Umwelt, ja selbst im Unterrichtsfach Mathematik. Wenn Sie ein Mathebuch in der Primarschule öffnen, werden Sie mit Erstaunen feststellen, dass mit jeder Klassenstufe die Buchstaben gegenüber den Zahlen an Überhand gewinnen.
Deshalb lohnt es sich, als Eltern am Thema „Lesen“ immer etwas am Ball zu bleiben.
Was ich Eltern von "leseunmotivierten" oder "leseschwachen" Kindern rate?
Gerade jetzt, wo die langen Sommerferien starten, hätte Ihr Kind Ihrer Meinung nach bestimmt ein bisschen Zeit über um zu lesen. Das Kind möchte aber keinen Schinken wälzen.
Wie wäre es mit dem Lesen von Spielanleitungen?
Fragen Sie Ihr Kind, ob es ein Spiel spielen möchte und lassen Sie es einfache Spielanleitungen lesen und erklären (zweiteres ist ebenso wichtig wie ersteres)!
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Warum es funktioniert
- Die Motivation ist hoch, denn Kinder lieben es, neue Spiele kennenzulernen und zu spielen.
- Sozialer Aspekt: gespielt wird selten alleine. Die Freude wirkt ansteckend.
- Erfolg ermutigt zu mehr: Eine einfache Spielanleitung zu lesen und zu verstehen ist nicht so eine grosse Hürde wie einen (Buch)schinken zu lesen.
- Zweckdienliches Leseverstehen: Nur wenn man den Lesetext, also die Spielanleitung) versteht, ist das Spiel spielbar. Das Warum, also weshalb gelesen werden soll, ist selbst dem lesefaulsten Kind klar.
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Die Spiele aus der Reihe eignen sich bestens für Schlechtwettertage.
Hier vier erprobte Spielanleitungen, die bei uns für Spielspass und Lesefreude sorgen - viel Entdeckerfreude wünscht Ihnen Nachhilfe-Lehrerin.ch !
Spiel „Buchstabensalat“
Dieses Spiel bereitet Kindern und Erwachsenen Spass – der Schwierigkeitsgrad muss natürlich entsprechend unterschiedlich festgelegt werden. Ein Spieler fängt an, den Buchstabensalat anzurichten. Er schreibt ein Wort auf ein Blatt Papier, tauscht dann die Buchstaben aus und zeigt das Ergebnis den Mitspielern. Beispiel: Es ist nicht einfach, in dem merkwürdigen Wort „Ismschonrnen“ den „Sonnenschirm“ zu erkennen, etwas leichter lässt sich der Begriff „Natte“ = „Tante“ erraten.
Spiel „Mehl schneiden“
Alle Spieler sitzen am Tisch. Auf einem Teller wird Mehl angehäuft und in die Mitte ein Zahnstocher gesteckt. Der Reihe nach schneidet nun jeder mit einem Messer vom Rand her vorsichtig ein Stück von dem Mehlhaufen weg. Der Zahnstocher darf dabei nicht umfallen. Der Spieler, bei dem dies doch passiert, scheidet aus. Dann wird der Zahnstocher wieder in den Mehlberg gesteckt, und das Spielt geht weiter. Sieger ist der Spieler, bei dem zuletzt der Zahnstocher noch aufrecht stand.
Spiel „Blickfang“
Alle Spieler sitzen um den Tisch herum. Durch Abzählen wird der erste „Fänger“ bestimmt. Er muss versuchen, in die Augen eines Mitspielers zu schauen, also dessen Blick einzufangen. Die anderen versuchen natürlich, seinem Blick auszuweichen. Ist es dem Fänger dennoch gelungen, dem Blicke eines Mitspeiers zu begegnen, ruft er blitzschnell dessen Namen. Der Genannte ist jetzt der Fänger und muss seinerseits auf Blickfang gehen.
Spiel „Buchstabenlotterie“
Alle Spieler schreiben auf viele kleine Zettel die Buchstaben des Alphabets. Nur die Buchstaben „E“, „N“ und „A“ dürfen mehrmals vorkommen. Jetzt werden alle Zettel zusammengefaltet und in einen Hut gelegt. Der erste Spieler zieht einen Zettel aus dem Hut, vielleicht mit dem Buchstaben „B“. Wer von den Mitspielern zuerst ein Wort mit B nennt, der zieht den nächsten Zettel, zum Beispiel mit dem Buchstaben „O“. Jetzt muss ein Wort genannt werden, das beide Buchstaben enthält, dann zieht der Nächste einen Zettel usw. Mit dem Buchstaben wird es schwieriger, ein passendes Wort zu finden.